Am 29. Juni 2022 organisierte der Forschungsverbund Extractivism.de eine Buchpräsentation und Diskussion zum Thema “ Oil and the political economy in the Middle East “ mit Prof. Dr. Martin Beck und Prof. Dr. Rachid Ouaissa. Die Aufzeichnung der Diskussion kann hier abgerufen werden.
Der Verfall des Weltmarktpreises für Rohöl, der Mitte 2014 einsetzte, hatte im gesamten Nahen Osten erhebliche Auswirkungen auf die Nettoexporteure von Öl sowie auf die Importeure, die eng mit den ölproduzierenden Ländern am Golf verbunden sind. Nach den arabischen Aufständen von 2010 und 2011 war der Ölpreisverfall der zweite große Schock für die Region zu Beginn des 21. Jahrhunderts – ein Schock, der weiterhin Einschränkungen mit sich bringt, aber auch Chancen bietet. Im Rahmen der Veranstaltung stellte Martin Beck (Odense) den gemeinsam mit Thomas Richter (Hamburg) im August 2021 erschienenen Sammelband „Oil and the political economy in the Middle East“ vor und diskutierte mit Rachid Ouaissa (Marburg) und dem Publikum den Themenkomplex Rentierismus und Öl als bestimmender Faktor der politischen Ökonomie im Nahen Osten. Das Buch bietet die erste umfassende Analyse der politischen Ökonomie des Nahen Ostens als Reaktion auf den Ölpreisverfall von 2014 und verknüpft die Dynamik des Ölmarktes mit einem Verständnis des soziopolitischen Wandels. Die Autorinnen und Autoren stellen Studien zu Bahrain, Ägypten, Jordanien, Kuwait, Libanon, Oman, Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten vor, die eine große Bandbreite länderspezifischer politischer Anpassungsstrategien repräsentieren: von Wanderarbeiterinnen und -arbeitern am Persischen Golf, die zu den Verlierenden der Zeit nach 2014 gehörten, sich aber nicht gegen belastende Anpassungsmaßnahmen wehren konnten, bis hin zu Ägypten, Jordanien und Libanon, die die Erwartung, vom Ölpreisverfall 2014 profitieren zu können, nie erfüllt haben. Mit aktuellen Beiträgen zum COVID-19-induzierten Ölpreisverfall im Jahr 2020 zeigt dieser Sammelband, dass der Rentierismus sowohl in der empirischen Dynamik im Nahen Osten als auch in der akademischen Diskussion über seine politische Ökonomie immer noch vorherrscht (Manchester University Press).
Martin Beck ist Professor für zeitgenössische Nahoststudien an der Universität von Süddänemark in Odense.