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Vorlesung

Tagungsbericht: Natural Resources and Extractivism: Latin America in Global Perspective

Weltweit mehr als 100 Länder sind vom Abbau und Export natürlicher Ressourcen abhängig. Dieser Rohstoffextraktivismus hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten global vertieft – teils mit dramatischen sozialen und ökologischen Folgen. Politische und ökonomische Debatten kreisten sich deshalb um die Frage, wie Gesellschaften diesen Extraktivismus überwinden können.

In Lateinamerika erlaubten es dabei hohe Weltmarktpreise für Rohstoffe den progressiven Regierungen Lateinamerikas, die Einnahmen aus dem Abbau und dem Export umzuverteilen. Während das Leid ärmerer Bevölkerungsgruppen damit abgefedert wurde, gelang ein Umschwenken auf alternative Entwicklungspfade jenseits des Extraktivismus jedoch nicht. Obwohl es den Anschein machte, der Rohstoff-Superzyklus sei ab Mitte der 2010er vorbei, ziehen die Preise nun wieder an. Eine neue Welle hoher Preise scheint im Anmarsch – und stellt ressourcenexportierende Staaten erneut vor Herausforderungen.

Zu diesem Themenkomplex fand am 22. und 23. Februar 2021 fand ein Autorenworkshop mit dem Titel „Rohstoffe und Extraktivismus: Lateinamerika im globalen Kontext“ am Lateinamerika-Zentrum CELA der Universität Kassel statt. Ziel des Workshops, der von Dr. Hannes Warnecke-Berger und Jan Ickler organisiert wurde, war es, die jüngsten Erfahrungen in Lateinamerika mit rohstoffgetriebener Entwicklung und Neoextraktivismus in transregionaler Perspektive zu analysieren. Durch den Vergleich rohstoffbasierter Entwicklung in Lateinamerika, Asien, Afrika und dem postsowjetischen Raum eruierte der Workshop Möglichkeiten und Grenzen dieses Entwicklungspfades.

Die Frage nach globalen Mustern und regionalen oder lokalen Partikularitäten stand im Vordergrund der anregenden Diskussion. Gleichzeitig öffnete der Workshop das Blickfeld auf Akteure und Akteurskonstellationen sowie deren politische und ökonomische Strategie im Umgang mit Rohstoffen. Dabei wurde klar, dass die Verlockungen der Renteneinnahmen aus Extraktivismus nicht nur in Lateinamerika so groß sind, dass eine Überwindung des Extraktivismus global wenig wahrscheinlich erscheint.

Aus dem Workshop wird eine internationale Publikation hervorgehen.