21/22 Februar 2024, Havanna, Kuba
Die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft hat begonnen. Gleichzeitig führen die sich überlappende globalen Krisen zu einem neuen Rohstoffboom, insbesondere bei „grünen“ Rohstoffen. Lateinamerika steht dabei im Zentrum der Diskussion: Der Kontinent verfügt über fast ein Drittel der weltweiten Kupfer-, Bauxit-, Silber-, Kohle- und Erdölreserven sowie über ein Drittel aller Mineralien, die für die neuen Nachhaltigkeitsstrategien der Industrieländer von strategischer Bedeutung sind, und produziert einen bedeutenden Anteil der weltweiten Grundnahrungsmittel.
Vor diesem Hintergrund ist eine neue Welle der Rohstoffexporte zu erwarten. Dieser Extraktivismus hat bereits die letzten beiden Jahrzehnte Lateinamerikas deutlich geprägt. Gleichzeitig wird eine neue Phase der Rohstoffausbeutung als „grüner Extraktivismus“ projiziert, in der Abbau und Nutzung von Rohstoffen durch den Einsatz umweltfreundlicher Spitzentechnologie, der Schaffung von „grünen Arbeitsplätzen“ und der Gewinnung von Rohstoffen mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung und einer kohlenstoffarmen Zukunft für alle vereinbar ist.
In diesem Spannungsfeld treffen mehrere Prozesse aufeinander. Lateinamerika könnte zu einem neuen geopolitischen Zankapfel werden: Der „Green Deal“ in Europa hat bereits großen Einfluss in Lateinamerika. Er könnte zudem bestehende Konsummuster aufrechterhalten, gar verstärken und wird neue Nachfrage nach Rohstoffen für die Energiewende (wie Lithium und Kupfer) schaffen. Die Länder des globalen Südens nud insbesondere Lateinamerika stehen also vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits sind sie gezwungen, eine neue Beziehungsdynamik mit dem globalen Norden zu akzeptieren und die notwendigen Ressourcen für die Energiewende bereitzustellen. Andererseits haben sie angesichts der Tatsache, dass die Ströme einseitig bleiben und nicht auf einen Technologie- oder Wissenstransfer in den Süden abzielen, kaum eine reale Chance, die durch den Übergang eröffneten Wachstumsfenster zu nutzen.
Unsere Konferenz wird sich mit den Bedingungen befassen, unter welchen sich diese Veränderungen vollziehen. Dabei wollen wir neben den politökonomischen Dimensionen insbesondere kulturelle Prozesse berücksichtigen. Wir fragen, welche Rohstoffe an Bedeutung gewinnen werden und welche Länder bzw. Ländergruppen davon profitieren, aber auch welche zu Verlierern gehören werden. Welche sozialen und kulturellen Dynamiken prägen die Rohstoffregime Lateinamerikas? Wie werden diese Strukturen, Institutionen, kulturellen Repräsentationen und sozialen Habitusformationen durch die anstehenden und zukünftigen Veränderungen herausgefordert? Welche gesellschaftlichen Gruppen werden zu Triebkräften des Wandels und welche blockieren diese Prozesse? Welche geopolitischen Folgen sind bereits absehbar?
Die internationale Konferenz kombiniert die folgenden fünf Themen und richtet sich an Wissenschaftler in allen Karrierestufen nach ihrer Promotion.
Thema 1: Der Aufstieg der neuen Rohstoffe
Thema 2: Mentalitäten und Habitus: Rohstoffkulturen
Thema 3: Rohstoffkulturen und regionale Integration
Thema 4: Rohstoff-Koalitionen: Blockaden oder Triebkräfte des Wandels
Thema 5: Extraktive Infrastrukturen
Programm: flyer_flyingacademy_cuba
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