Ringvorlesung am 01.12.2022, 18:00 bis 20:00 Uhr in Kassel
Vortrag von Prof. Dr. Lena Partzsch (Freie Universität Berlin)
Abstract
Lieferkettengesetze und Zertifizierungen von Rohstoffen erhalten im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Energiewende immer mehr Aufmerksamkeit. Denn der Abbau von beispielsweise Lithium und Kobalt, die für Solaranlagen und Windräder benötigt werden, ist nicht selten mit immensen ökologischen und sozialen Problemen verbunden. Die Demokratische Republik Kongo (DRC) verfügt über die Hälfte der weltweiten Kobaltreserven. Dort werden die gleichen ausbeuterischen und gewalttätigen Praktiken angewandt wie beim Abbau von Zinn, Tantal und Gold (3TG) – den so genannten „Konfliktmineralien“. Die Europäische Union (EU) hat seit einigen Jahren Sorgfaltspflichten eingeführt, um zu verhindern, dass der internationale Handel Gewalt finanziert. Die EU nutzt damit ihre Handelsmacht, um den internationalen Frieden zu sichern, auch wenn dies zu hohen Preisen für Rohstoffimporte führt. Es zeigt sich jedoch, dass die Implementierungskosten vor allem kleine lokale Produzenten benachteiligen und die ungleiche Konzentration auf dem Weltmarkt verschärfen. Darüber hinaus werden immer noch stereotype Narrative über den globalen Süden und insbesondere Afrika als „barbarischer“ Kontinent reproduziert. Daher wird der Vortrag am Beispiel der Demokratischen Republik Kongo die Machtverschiebungen zwischen dem globalen Norden und Süden durch Gesetze und Zertifizierungen in der Lieferkette erläutern.
Kurzbiographie
Prof. Dr. Lena Partzsch ist Professorin für Vergleichende Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Umwelt- und Klimapolitik am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, Freie Universität Berlin. Ihre Forschung beschäftigt sich mit dem Wandel zu mehr Nachhaltigkeit sowohl im globalen Norden als auch Süden. Partzschs neustes Buch “Alternatives to Multilateralism: New Forms of Social and Environmental Governance” (Cambridge, MA: MIT Press 2020) kann kostenlos heruntergeladen werden unter https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09644016.2022.2044219.“
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.polsoz.fu-berlin.de/polwiss/forschung/systeme/umweltklima/mitarbeitende/1_partzsch_l/index.html