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Ringvorlesung am 19.01.2023, 18:00 bis 20:00 Uhr in Kassel
Vortrag von Dr. Hannes Warnecke-Berger und Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt (Universität Kassel)

Abstract

Einige Länder Lateinamerikas zählten noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den reichsten der Welt. Der Kontinent war nicht nur reich an Einkommen, sondern auch an Rohstoffen. Zunehmend begann sich Lateinamerika auf den Export dieser Rohstoffe zu spezialisieren. Mitte des 20. Jahrhunderts konkurrierte Lateinamerika mit Ostasien um Entwicklungsfortschritte. Lateinamerika gelang es jedoch weder in der Produktion noch im Export die eklatante Rohstoffabhängigkeit zu diversifizieren. Der Vortrag erörtert diese Persistenz von Roshtoffextraktivismus in Lateinamerika. Er zeichnet einschneidende Entwicklungsmomente des Extraktivismus nach und stellt Überlegungen an, wie Lateinamerika durch Klimawandel und Nachhaltigkeitsstrategien in Europa herausgefordert wird. Der Vortrag zeigt, dass Ungleichheit und Fragen der Einkommensverteilung wichtige Faktoren der Erklärung dieses Zusammenhangs sind. Lateinamerika war zu reich, aber gleichzeitig auch zu ungleich, um sich zu entwickeln. Wird diese Frage nicht angegangen, verpasst Lateinamerika ein weiteres Mal die Chance, sich von der Rohstoffabhängigkeit zu lösen.

Kurzbiographie

Dr. Hannes Warnecke-Berger ist Projektkoordinator des Projektverbundes extractivism.de. In seiner Habilitation beschäftigt er sich mit der politischen, ökonomischen und sozialen Rolle von remittances, sogenannten Rücküberweisungen von Migranten aus ihren Gastgesellschaften in die Heimatländer. Er war Mitglied des Sonderforschungsbereichs 1199 „Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen“ an der Universität Leipzig. Er wurde 2016 mit einer Arbeit zu Gewalt und Gewaltformen in Zentralamerika und der Karibik an der Universität Leipzig promoviert. Zuvor studierte er Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und am Institut d’Etudes Politiques, Science Po Bordeaux. Längere Feldforschungsaufenthalte führten ihn nach Zentralamerika, in die Karibik, nach Südostasien, die USA und nach Frankreich.

Dr. Hannes Warnecke-Berger

Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt leitet das Fachgebiet Internationale und Intergesellschaftliche Beziehungen an der Universität Kassel. Er hat langjährige Erfahrung mit Verbundprojekten und internationalen Kooperationen. Er war und ist Projektverantwortlicher mehrerer Hochschulpartnerschaften in Argentinien, Chile, Kuba und Venezuela und hat verschiedene Forschungsprojekte in Lateinamerika durchgeführt. Als deutscher Direktor des Merian-Verbundprojektes CALAS betreut er vier lateinamerikanische Regionalzentren an Exzellenzuniversitäten und ist Direktor des Kasseler Lateinamerikazentrums CELA. Er forscht zu Fragen der internationalen Umwelt- und Rohstoffpolitik und Entwicklungstheorie mit Fokus auf Lateinamerika.

Aufnahme der Veranstaltung