Ringvorlesung am 12.01.2023, 18:00 bis 20:00 Uhr in Marburg
Vortrag von Dr. Annabelle Houdret (Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn)
Abstract
Der Klimawandel verschärft die ohnehin ausgeprägte Wasserkrise im Maghreb und multipliziert die Risiken für die Nahrungssicherheit, Gesundheit und Lebensgrundlagen. Dies bedroht auch zentrale staatliche Funktionen wie Schutz (z.B. vor Flut und Dürre), Versorgung (etwa mit Trinkwasser) und Beteiligung der Bevölkerung (z.B. an Entscheidungen über Wasserinfrastruktur und -verteilung). Vielerorts führt dies zu teils gewaltsamen Protesten; die Bevölkerung stellt die Legitimität der Regierungen in Frage. Gleichzeitig beruhen die Gesellschaftsverträge der Region auf einer höchst ungleichen und wenig nachhaltigen Wassernutzung: einer einflussreichen Elite wird vielerorts erlaubt, unbegrenzt Grundwasser für die Landwirtschaft zu entnehmen während Kleinbauern unterversorgt sind, und einflussreiche Investoren in Tourismus- und anderen Investitionsprojekten werden trotz der Wasserknappheit unzureichend reguliert. Der Vortrag erklärt, warum die Wassergovernance eine zentrale Rolle für die Gesellschaftsverträge im Maghreb darstellt und mit welchen Risiken, aber auch Chancen für inklusivere Entwicklungspfade die Herausforderungen des Klimawandels verbunden sind.
Kurzbiographie
Dr. Annabelle Houdret ist senior researcher am German Institute of Development and Sustainability (IDOS, ehem. Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, DIE). Sie forscht zu Fragen der Umweltgovernance und politischen Transformationsprozessen in der MENA-Region und berät u.a. das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
weitere Informationen finden Sie unter: https://www.idos-research.de/annabelle-houdret/