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Flying Academy 2023 – Internationale Konferenz

Das Forschungsverbundprojekt Extractivism.de organisiert die Flying Academy – Internationale Konferenz mit dem Titel:

 

Economía Verde: ¿extractivismo o sostenibilidad?

 

Die Konferenz findet vom 03. bis 04. April 2023 auf dem Campus der Universidad Nacional de San Martin (UNSAM) in Buenos Aires, Argentinien, statt.

Mit der beginnenden Dekarbonisierung der Weltwirtschaft und dem Krieg in der Ukraine ist ein neuer Boom bei „grünen“ Rohstoffen zu verzeichnen. Lateinamerika ist dafür gut aufgestellt: Die Region verfügt über fast ein Drittel der weltweiten Kupfer-, Bauxit-, Silber-, Kohle- und Ölreserven sowie über ein Drittel aller Mineralien, die für die neuen Nachhaltigkeitsstrategien der Industrienationen von strategischer Bedeutung sind, und produziert einen erheblichen Anteil der weltweiten Grundnahrungsmittel. Der Subkontinent ist führend beim Anbau von Ressourcen für Biokraftstoffe, bei der Gewinnung von Lithium für die Herstellung von Batterien für Elektromotoren oder bei der Speicherung von Kohlendioxid in Wäldern und verfügt auch über günstige Bedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff. Daher ist eine erneute Stärkung der Rohstoffexportentwicklung zu erwarten, ein Extraktivismus, der bereits die letzten beiden Jahrzehnte deutlich geprägt hat. Daher wird eine neue Phase der Rohstoffausbeutung als „grüner Extraktivismus“ projiziert, in der die Gewinnung und Nutzung von Rohstoffen durch den Einsatz umweltfreundlicher Hochtechnologie, die Schaffung von „grünen Arbeitsplätzen“ und die Gewinnung von Rohstoffen mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung und einer kohlenstoffarmen Zukunft für alle vereinbar ist. Diesmal muss es also gelingen, die Strategie mit den Anforderungen der Nachhaltigkeit zu verbinden und als Transmissionsriemen für eine sozial-ökologische Transformation zu dienen.

Die Extractivism Flying Academy hinterfragt diese Beziehung zwischen dem extraktivistischen Modell und der grünen Wirtschaft. Auf der Konferenz soll analysiert werden, wie und inwieweit die grüne Wirtschaft den Extraktivismus in Frage stellt, ob sie eine Entwicklungsalternative bietet oder ob sie dieses nicht nachhaltige Modell letztlich strukturell stärkt.

Die zentrale Frage der Konferenz lautet:

Welche Erfolgschancen hat ein solches Entwicklungsmodell und kann es den Anforderungen einer sozial-ökologischen Transformation für sozialen Zusammenhalt und nachhaltiger Entwicklung gerecht werden?

Das Hauptziel des Formats ist es, eine intensive Diskussion über die verschiedenen Themenbereiche der Panels zu führen und die Interaktion zwischen den verschiedenen Regionen des Projekts – d.h. Lateinamerika und dem Maghreb – zu fördern. Das gleiche Konferenzformat wird in Tunesien abgehalten werden, um den Ideentransfer von einer Weltregion zur anderen zu fördern.

Finden Sie die vollständige Ausschreibung hier: ExtractivismFlyingAcademy2023

oder auf der folgenden Seite: www.extractivism.de/flyingacademyargentina

 

Hier die Beschreibungen der Panels:

Panel 1: Eine Diskussion über die grüne Wirtschaft

Dieses Panel wird sich auf eine kritische Bewertung des Konzepts der grünen Wirtschaft konzentrieren. Die Fragen des ersten Panels lauten: Was ist eine grüne Wirtschaft und welche Vorschläge gibt es, um Nachhaltigkeit zu erreichen? Was sind die Herausforderungen, die Bedingungen und auch die Grenzen der grünen Wirtschaft? Was sind die Grenzen der grünen Wirtschaft bei der Bewältigung des Problems der Nachhaltigkeit? Was sind die neuen Schlüsselmineralien der Energiewende und welche Herausforderungen stellen sie an die Peripherie in ihren Entwicklungsstrategien? Inwieweit trägt das Angebot einer grünen Wirtschaft den internationalen/regionalen Ungleichheiten in Bezug auf die Lage der natürlichen Ressourcen, den Beitrag zu den Treibhausgasemissionen, die Verfügbarkeit finanzieller Mittel usw. Rechnung? Kann die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft die bestehenden sozialen Ungleichheiten der kohlenstoffintensiven Volkswirtschaften verringern? Welche sind die wichtigsten technologischen, produktiven und finanziellen Zwänge, die mit dem Übergang zu einer grünen Wirtschaft verbunden sind?

Panel 2: Grüne Wirtschaft, Entwicklung und Extraktivismus: theoretische Überlegungen und Alternativen

Die von den kürzlich gewählten Regierungen Chiles und Kolumbiens verfolgte Politik deutet darauf hin, dass eine grüne Wirtschaft mit extraktivistischen Merkmalen der Weg zu einem nachhaltigen Lateinamerika in der Zukunft ist. Aber ist grüner Bergbau auf lange Sicht machbar? Aus diesem Grund ist das zweite Panel besonders an einer kritischen Debatte über die Zusammenhänge zwischen grüner Wirtschaft, Nachhaltigkeit, Entwicklung und Extraktivismus interessiert.

Welchen Erklärungswert haben die klassischen Entwicklungstheorien angesichts dieser neuen Prozesse? Inwieweit zwingt der Globale Norden mit seinen Nachhaltigkeitsstrategien der Peripherie ein extraktivistisches Entwicklungsmodell auf? Inwieweit können Vorschläge für einen grünen Strukturwandel, der durch den Einsatz neuer Technologien unterstützt wird, die Konsummuster des Zentrums aufrechterhalten, anstatt sie zu verändern? Schlägt die grüne Wirtschaft einen Ausweg aus dem Extraktivismus vor, was sind die Herausforderungen und Grenzen des „grünen Auswegs“, und inwieweit ist eine grüne Wirtschaft ohne Extraktivismus vorstellbar?

Diese Fragen sollen zum einen eine kritische Auseinandersetzung mit bestehenden entwicklungstheoretischen Ansätzen ermöglichen, zum anderen sollen aber auch Alternativen zum grünen Extraktivismus diskutiert werden, die in Ländern wie Chile oder Kolumbien bereits intensiv erwogen werden.

Panel 3: Grüne Wirtschaft und Extraktivismus: Akteure und Triebkräfte des Wandels

Dieses Panel konzentriert sich auf die empirische und theoretische Analyse von Akteuren, sozialen Gruppen und den verschiedenen Mechanismen, die den sozialen Wandel in Richtung des gewünschten grünen Übergangs beschleunigen. Die Hauptfrage des dritten Panels lautet: Wer sind die zentralen Akteure, die an der komplexen Beziehung zwischen Übergang, grüner Wirtschaft und Extraktivismus beteiligt sind; wie verhalten sich diese Akteure, welche Klassen- oder sozialen Schichtungskonfigurationen haben sie und wie gehen sie Allianzen ein? Dieses Panel wird sich insbesondere mit den Triebkräften des Wandels in der Rohstoffwirtschaft und den Förderern der grünen Wirtschaft befassen und dabei die potenziellen Konflikte zwischen ihnen aufzeigen. Wer gewinnt oder verliert zum Beispiel mit der zunehmenden Akzeptanz des Diskurses über die grüne Wirtschaft an Macht? Wie können wir die Veränderungen bei den Protesten gegen den Extraktivismus analysieren, oder bleiben sie gleich, unabhängig davon, welcher Rohstoff abgebaut wird? Schließlich sollen in diesem Panel auch Fragen behandelt werden, die für die derzeitigen Produktionsakteure von Bedeutung sind: Wie und durch wen wird eine Veränderung der Produktionsmatrix durch den Extraktivismus gefördert oder blockiert, wer wird in diese möglichen Veränderungen einbezogen und ausgeschlossen, welche Mechanismen könnten gefördert werden, damit die Vorteile der grünen Wirtschaft von verschiedenen sozialen Akteuren sozial angeeignet werden, wie wird die grüne Wirtschaft im Vergleich zum Extraktivismus sozial legitimiert?

Panel 4: Politische Auswirkungen der internationalen Zusammenarbeit und gewonnene Erkenntnisse

Auf diesem Podium werden praktische Erfahrungen und Lehren aus Lateinamerika sowie die Rolle, die Europa bei der künftigen Zusammenarbeit spielen könnte, erörtert. Mit dem Schwerpunkt auf der öffentlichen politischen Debatte wird das vierte Panel vor allem folgende Fragen zu beantworten versuchen:

Welche Lehren zieht die lateinamerikanische Linke aus der Desillusionierung des früheren Extraktivismus während der letzten Welle hoher Rohstoffpreise? Wie werden aktuelle Vorschläge, das extraktivistische Modell mit dem Streben nach Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen, verhandelt und umgesetzt? Welche Rolle spielen politische Ideologien in der grünen Wirtschaft? Was sind die Auswirkungen auf die soziale Ungleichheit innerhalb und zwischen den Ländern des globalen Südens? Hier versuchen wir, die strukturellen, systemischen und politischen Auswirkungen eines grünen Übergangs in einer so ungleichen Welt wie der unseren zu verstehen. Wie wirkt sich der Übergang von einem Entwicklungsmodell zu einem anderen auf die bestehenden Formen des Regierens, der Staatlichkeit, der Demokratie und der politischen Kultur aus? Welche Strategien sollten auf den verschiedenen Regierungsebenen und auf der Ebene regionaler Zusammenschlüsse angewandt werden, um Probleme abzumildern und den Umweltnutzen zu beschleunigen? Welche Rolle spielen internationale Organisationen bei der Bewältigung und Abmilderung der potenziellen Auswirkungen auf weniger entwickelte Länder, und welche Rolle sollten multilaterale Organisationen spielen, und über welche Kapazitäten verfügen internationale Akteure und die Entwicklungszusammenarbeit, um wirksame Veränderungen herbeizuführen?

 

 

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